Meeting 2015

Tag: 20./21. November 2015
Ort: Deutsches Musicalarchiv
Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg
Rosastraße 17-19
79098 Freiburg i.Br.

Programm / Zeitablauf

20. November 2015
13.30 Uhr Beginn
14.00 Uhr Begrüßung Dr. Dr. Michael Fischer
(Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik)
und Dr. Wolfgang Jansen
(Vorsitzender der Freunde und Förderer des Deutschen Musicalarchivs)

14.15 Uhr Vortrag
Dresdens neues Volkstheater

Der Neubau der Spielstätten für die Staatsoperette Dresden und das Theater Junge Generation eröffnet im Dezember 2016. Das Ensemble des heiteren Musiktheaters kehrt damit in das Stadtzentrum zurück, wo vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neben dem Schauspielhaus und der Semperoper noch drei weitere prächtige und große Theater mehrheitlich Operette spielten: Residenztheater, Central-Theater und Alberttheater. Dem jahrzehntelangen Kampf der Mitglieder der Staatsoperette für einen Neubau im Stadtzentrum und insbesondere dem Haustarifvertrag zur Zukunftssicherung der Staatsoperette, nach dem von 2009 bis 2021 von jedem Mitglied 8 Prozent vom Bruttogehalt für den Neubau des eigenen Arbeitsplatzes gespendet werden, ist diese großartige kulturpolitische Entwicklung zu verdanken. Mit dem Umzug ins Stadtzentrum befreit sich die Staatsoperette vom Nachkriegsprovisorium am Stadtrand und wird mit neuer Ästhetik das großstädtische Publikum erobern.

Referent: Wolfgang Schaller
Intendant der Staatsoperette Dresden

15.15 Uhr Vortrag
Regie im Musical

Die Besetzung ist erste Liga, die Ausstattung großartig, der Choreograph phantastisch, das Stück ein etablierter Selbstläufer! – Was macht der Regisseur jetzt?
Oder:
Die Besetzung ist ein Kompromiss, der Etat zum Verzweifeln, der Choreograph ein Anfänger, das Stück fragwürdig! Was macht der Regisseur jetzt?
Anhand dieser beiden Extreme beleuchtet Folkwang-Professor Gil Mehmert (Regie-Diplom bei August Everding) die Arbeit als Regisseur im Musical.

Referent: Prof. Gil Mehmert
Regisseur, Professor im Studiengang Musical an der Folkwang-Universität der Künste Essen

16.15 – 16.45 Uhr Kaffeepause

16.45 Uhr Vortrag (ausgefallen)
„Cats“, „Starlight Express“, „Das Phantom der Oper“
Über die Anfänge des Musicalbooms in Deutschland

Vor 30 Jahren, im Sommer 1985, übernahm ich das Hamburger Operettenhaus, um „Cats“ auf die Bühne zu bringen. Die kulturpolitisch Verantwortlichen prognostizierten eine Laufzeit von maximal einem halben Jahr. Es wurden 14 Jahre. 1988 produzierte ich „Starlight Express“ in Bochum und 1990 „Das Phantom der Oper“ in Hamburg. Langsam begann Hamburg zur Musicalmetropole und Deutschland zum drittwichtigsten Musicalstandort der Welt zu werden, nach New York und London. Doch es waren auch Jahre heftiger öffentlicher Kontroversen über den kulturellen Stellenwert des Musicals. Dass es heute ein breites privates Musicaltheater in Deutschland gibt, scheint selbstverständlich. Doch alles nahm seinen Anfang mit „Cats“… Hören Sie Geschichten und Erlebnisse aus bewegter Zeit.

Referent: Friedrich Kurz
Produzent

17.45 Uhr Get-together

21. November 2015
10.30 Uhr Vortrag
“Elisabeth ist ‚in‘ – man spricht von ihr seit über hundert Jahr’n“
Monarchie als Musicalstoff

Das Interesse an royalen Feierlichkeiten und Skandalen der blaublütigen Gesellschaft ist auch im 21. Jahrhundert ungebrochen, denn nahezu zeitlos ist die (selten eben doch verwirklichte) Mär des Prinzen, der sich über jegliche Standesdünkel hinwegsetzt und das geliebte Mädchen aus einfachen Verhältnissen ehelicht. Im Märchen wie in der wirklichen Welt erfreut sich das gemeine Volk daran – wie auch an den zukünftig zu erwartenden Schandtaten, gibt es hier doch etwas zu erleben, das vom oft so trüben Alltag ablenkt.
Für das Genre Musical dient Monarchie daher als ideale Grundlage und im Unterschied zu fiktiven Erzählungen können sich die Autoren hier an geschichtsträchtigen Gegebenheiten orientieren, über deren Ausgang zumindest ein Teil der Zuschauer bereits Vorkenntnisse besitzt. Wie andere Herrscherfamilien ist die Dynastie der Habsburger umgeben von zahlreichen mehr oder minder bekannten Mythen und Legenden, die ihr eine interessante, geheimnisvolle Aura verleihen. In musikalischer Weise durch den Handlungsverlauf geleitet, erfährt das Musicalpublikum nun aus unmittelbarer Nähe von Träumen, Sehnsüchten aber ebenso Abgründen der Protagonisten und kann sich oft mit ihren Helden identifizieren. Aber wie werden diese präsentiert? Wie realgetreu kann ein Stück Zeitgeschichte im Musical überhaupt wiedergegeben werden ohne einen dramaturgisch optimalen Ablauf zu stören? Und inwiefern beeinflussen die angesprochenen Vorkenntnisse (oder gar national unterschiedlichen Einstellungen) des Publikums die Rezeption eines Werks?

Referentin: Dr. Martina Pötsch
Musikwissenschaftlerin

11.30 Uhr Vortrag
„Anythings Goes“ oder: Warum es sich lohnt, vom Amateur-Musicaltheater zu reden

Ausgehend von Berthold Brechts These, dass das Amateurtheater ein wichtiger Indikator für die gesellschaftliche Relevanz und Qualität von Theaterkunst ist, befasst sich der Vortrag mit der Entwicklung des Amateur-Musicaltheaters in der jüngeren Vergangenheit. Im analytischen Fokus der vergleichenden Untersuchung steht das institutionalisierte Amateurmusical an (Musik-) Schulen, Hochschulen/Universitäten sowie in freien Bildungseinrichtungen in den USA, Deutschland, Großbritannien und in den Niederlanden.
Anhand ausgewählter Fallbeispiele werden zum einen die jeweils spezifischen Organisations- und Sozialstrukturen von Musicaltheater im Amateurbereich erörtert. Weiterhin geht es um spiel- und musikpädagogische (Bildungs-)Konzepte, um ästhetisch-soziokulturelle Implikationen, um produktionstechnische Bedingungsfaktoren sowie um präferierte Stücke, Eigenproduktionen und Aufführungsstatistiken.

Referent: Prof. Dr. Thomas Krettenauer
Universität Paderborn


12.30 – 13.00 Uhr Kaffeepause


13.00 Uhr Vortrag
Jansen„Me muess halt mit dr Zyt goh“
Zu den Anfängen des schwitzertüütschen Musicals in den 1960er Jahren

Nicht erst seit jüngster Zeit besitzt die Schweiz ein vielfältiges eigenständiges Musicalschaffen, das in der Regel thematisch und sprachlich Bezug nimmt auf die Landesgeschichte und ihre Mythen. Jenseits der Grenze finden die Stücke kaum Beachtung. Nur ausnahmsweise gelangten sie im benachbarten deutschsprachigen Ausland auf die Bühne, ohne allzu großen Erfolg.
Die Anfänge reichen zurück bis in die 1960er Jahre, als rund um das Zürcher Theater am Hechtplatz eine Schar von Künstlern zusammenfand, die aus dem Geist des Musikkabaretts einzigartige Mundartmusicals schufen, wie sie weder in Österreich noch in der Bundesrepublik entstanden.
Diesen bislang kaum bekannten Zusammenhängen widmet sich der Vortrag, der zudem mit einigen historischen Tonaufnahmen unterlegt ist.

Referent: Dr. Wolfgang Jansen
Theaterwissenschaftler, Universität der Künste Berlin

14.00 Uhr Ende der Veranstaltung