Am 3./4. März 2017 veranstalten die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Zentrum für Populäre Kultur und Musik, zusammen mit den Freunden und Förderern des Deutschen Musicalarchivs ihr Jahresmeeting. In diesem Jahr findet das Meeting auf Einladung der Staatsoperette in Dresden statt.
Tag: 3./4 .März 2017
Ort: Staatsoperette Dresden
Wettiner Platz
01067 Dresden
Programm / Zeitablauf
3. März 2017
13.30 Uhr Beginn
14.00 Uhr Begrüßung
Wolfgang Schaller (Intendant der Staatsoperette Dresden), Dr. Dr. Michael Fischer (Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik/Deutsches Musicalarchiv) und Dr. Wolfgang Jansen (Vorsitzender der Freunde und Förderer des Deutschen Musicalarchivs)
14.15 Uhr Vortrag
Mehr als Intendantenermutiger und Autorenpflegekraft
Bericht aus dem Alltag eines Theaterverlegers
Auch diejenigen, die mit Theaterverlagen arbeiten, sehen selten das ganze Bild der verlegerischen Tätigkeit. Manchmal fragt sich der Verleger auch selbst, was er denn da alles so tut, als Vermittler im Hintergrund zwischen Autorenschaft auf der einen und den Theaterschaffenden auf der anderen Seite. Theaterverleger sind zum Vermitteln da, zum Erklären, zum Helfen, gerade auch im Genre Musical, da die Theatersystem in den anglo-amerikanischen Heimatländern dieser Kunstform sich doch sehr vom deutschen System unterscheiden. Das Wesentliche dabei ist: im Dialog bleiben. Der Verleger pflegt seine Autoren am besten, indem er dafür sorgt, dass ihre Werke gespielt werden. Dafür muss er oft die Intendanten und andere Entscheider ermutigen, nicht nur die immer gleichen, oft nur vermeintlichen Hits zu spielen. Denn auch wenn ein „guter Titel“ manchmal hilfreich sein kann, nützt er wenig, wenn sich dahinter ein schlechtes Stück verbirgt.
Referent: Stephan Kopf
Geschäftsführer, Musik und Bühne Verlagsgesellschaft, Wiesbaden
15.15 Uhr Gespräch
Die Abwicklung des Berliner Metropoltheaters nach 1990
Erinnerungen und Einschätzungen
Berlins traditionsreiche Operetten- und Musicalbühne, das Metropoltheater, wurde nur ein Jahr vor ihrem 100-jährigen Jubiläum ein Opfer der deutschen Vereinigung. In einem trickreichen kulturpolitischen Prozess wurde der Spielbetrieb abgewickelt, das Haus geschlossen. Über die Hintergründe sprechen die beiden früheren Ensemblemitglieder Maria Mallé und Gunter Sonneson miteinander.
Es erinnern sich: Maria Mallé und Gunter Sonneson
ehemalige Ensemblemitglieder im Metropoltheater
16.15 – 16.45 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr Vortrag
Von Hanns Eisler zu “My Fair Lady“
Robert Gilbert als Musicalübersetzer
Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen… Robert Gilberts Übersetzung von „My Fair Lady“ gilt nach wie vor als wegweisend, weitgehend unbekannt ist allerdings, wer dieser Gilbert war. Dabei beschränkt sich sein Werk nicht auf die Übersetzungen amerikanischer Musicals. Gilbert, eigentlich David Robert Winterfeld, ist der Sohn des Komponisten Jean Gilbert, und schon in jungen Jahren beteiligt er sich an Operettentexten. Er schreibt enorm populäre Filmschlagertexte (Das gibt’s nur einmal, Liebling, mein Herz lässt dich grüßen, Ein Freund, ein guter Freund) und zugleich unter Pseudonym revolutionäre Balladen für Hanns Eisler (Stempellied). 1933 Emigration – Wien, Paris, New York –, 1949 Rückkehr nach Europa, in München Kabarett mit Erich Kästner und Kollegen, schließlich die Arbeit als Übersetzer.
Der Vortrag gibt Einblicke in die Biografie und das musical-ische Werk des Autors.
Referent: Dr. Christian Walther
Politikwissenschaftler, Freie Universität Berlin
17.45 Uhr Get together
4. März 2017
10.30 Uhr Vortrag
Medialität und Intermedialität bei der Operette „Das Dreimäderlhaus“ von Heinrich Berté (1916)
Henrich Bertés Singspiel „Das Dreimäderlhaus“ wurde seit seiner Uraufführung in Wien (1916 Raimundtheater) ein großer, internationaler Operettenerfolg. Das Stück behauptete sich gegen alle kulturkritischen Einwände; es wurde nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern ebenso als „Blossom Time“ in den USA und als „Lilac Time“ in Großbritannien aufgeführt.
Der Vortrag zielt auf Fragen der Medialität (Notendrucke, Abbildungen, Tonträger, Filme) und der Intermedialität, bei der ein Operettenstoff („Das Dreimäderlhaus“) in verschiedenen Medien künstlerisch umgesetzt wird.
Referent: Dr. Dr. Michael Fischer
Geschäftsführender Direktor des ZPKM/Deutsches Musicalarchiv der Universität Freiburg
11.30 Uhr Vortrag
Walzer im Musical (ausgefallen)
Bedeutung und Funktion eines musikalischen Zitats
Anders als bei der Operette, für die der Walzer als lebendige, zeitgemäße Musik- und Tanzform fast unverzichtbar war, ist der ¾-Takt im Musical die Ausnahme. Er ist zum musikalisch-stilistischen Zitat geworden. Der Vortrag soll an einigen prägnanten Hörbeispielen die Bedeutung und Funktion des Walzers im Musical untersuchen.
Referent: Dr. Martina Gruber
Musikwissenschaftlerin, Wien
12.30 – 13.00 Uhr Kaffeepause
13.00 Uhr Vortrag
Jansen Operetten- und Musicalimporte aus dem sozialistischen Ausland
Zur Geschichte des populären Musiktheaters in der DDR
Während die bundesdeutschen Spielpläne des populären Musiktheaters nach 1945 zunehmend von amerikanischen und britischen Musicalimporten dominiert wurden, bezogen die Theater in der DDR ebenso viele Werke aus den sozialistischen Nachbarstaaten. Nach der deutschen Vereinigung endete diese Praxis und die Titel verschwanden aus dem Repertoire.
Der Vortrag will an diesen Aspekt der Entwicklungsgeschichte des populären Musiktheaters in der DDR erinnern, er fragt nach dem Charakter der importierten Stücke und ihrer Stoffe und skizziert den kulturpolitischen Kontext einiger ausgewählter Inszenierungen.
Referent: Dr. Wolfgang Jansen
Theaterwissenschaftler, Universität der Künste Berlin
14.00 Uhr Ende der Veranstaltung