Meeting 2016

30 Jahre „Cats“-Premiere in Hamburg
Das Musical und die kulturpolitische Debatte in den späten 1980er Jahren                        

In diesem Jahr findet das Meeting auf Einladung der Stage School in Hamburg statt.

Tag:  14./15. Oktober 2016
Ort:  Stage School, Am Felde 56, 22765 Hamburg (direkt am Bahnhof Hamburg-Altona)

Programm / Zeitablauf

14. Oktober 2016
13.30 Uhr Beginn
14.00 Uhr Begrüßung
Dr. Dr. Michael Fischer (Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik) und Dr. Wolfgang Jansen (Vorsitzender der Freunde und Förderer des Deutsche Musicalarchivs)

14.15 Uhr Vortrag
Wie man mit Katzen Mäuse macht
Ein Blick hinter die Kulissen des Musicalbooms
Referent: Bernhard Kurz
Kulturmanager, Produzent Stars in Concert

„Cats“ war nicht nur ein herausragendes künstlerisches Event, sondern dokumentierte auch nachdrücklich, welche enormen Gewinne mit dem privaten Musical generierbar waren. So zog das Metier nach der spektakulären „Cats“-Premiere auch immer mehr Finanzjongleure an, die es für ihre Zwecke zu missbrauchen suchten.
Nach nunmehr dreißig Jahren Erfahrung im kommerziellen Kulturbusiness, beginnend als Gründungsgeschäftsführer der Stella Theater Produktions GmbH, gebe ich den Blick frei hinter die Kulissen der damaligen Entscheidungsprozesse, auf die künstlerisch Beteiligten ebenso wie auf die Geschäftsetagen.

15.15 Uhr Vortrag
„Cats“ stellte die Weichen
Als amerikanische Musikerin/Dirigentin im Orchester des Hamburger Operettenhauses
Referentin: Prof. Patricia Martin
Musikerin/Dirigentin, Professorin im Studiengang Musical an der Folkwang-Universität der Künste Essen

Ich gehöre mit zu jenen Amerikanern, die im Zuge von „Cats“ und dem danach in Gang gekommenen Musicalboom von Friedrich Kurz nach Hamburg geholt wurden. Als Musikerin und Dirigentin habe ich jahrelang die Qualität der Produktion mit betreut. Nicht nur für mich persönlich war das Engagement von einschneidender Bedeutung, sondern auch die staatlichen Musicalstudiengänge wie Folkwang in Essen, wo ich seit 1992 als Professorin tätig bin, wären wahrscheinlich ohne „Cats“ nicht eingerichtet worden.
Ich will erzählen aus der Gründerzeit des Booms, den künstlerischen Alltag in einer Longrun-Produktion beschreiben, und meine Einschätzungen der enormen Entwicklungen seit 1986 vortragen.

16.15 – 16.45 Uhr      Kaffeepause

16.45 Uhr Vortrag
Die deutsche Antwort auf „Cats“
Peter Zadek inszeniert „Andi“ 1987 im Hamburger Schauspielhaus
Referent: Dr. Wolfgang Jansen
Theaterwissenschaftler, Universität der Künste Berlin

Der Erfolg von „Cats“ und „Starlight Express“, verbunden mit einigen steilen kulturpolitischen Thesen des Produzenten, wirkten auf den etablierten bundesdeutschen Theaterbetrieb wie eine Provokation – eine Provokation, deren Umfang Friedrich Kurz wohl kaum wirklich ermessen konnte, war er doch mehr Businessman als Theatermensch. Peter Zadek, im Jahr vor der „Cats“-Premiere zum Intendanten des Hamburger Schauspielhauses berufen, reagierte sofort und heftig, mit einem künstlerischen Gegenentwurf: „Andi“, das Musical, mit Musik der Berliner Punkband Einstürzende Neubauten.
Der Vortrag beschreibt die Entstehung des Stücks, analysiert dessen Charakter und schildert die medialen Reaktionen auf die Inszenierung.

17.45 Uhr Get-together

15. Oktober 2016
10.30 Uhr Vortrag
The Never Ending Story?
Zur Erfolgsgeschichte der Musicalproduktion „Starlight Express“ in Bochum: Hintergründe, Indikatoren und Deutungen
Referent: Prof. Dr. Thomas Krettenauer
Universität Paderborn

Die 18-jährige Laufzeit von „Starlight Express“ im Londoner Westend (UA: 1984, 7.406 Aufführungen) ist heute längst Geschichte, ebenso die relativ kurz währende Broadway-Produktion am New Yorker George Gershwin Theatre (1987-89) mit nur 761 Vorstellungen in Folge.
Die deutschsprachige Version des Rock- und Rollerskate-Musicals von Andrew L. Webber und Richard Stilgoe, die am 12. Juni 1988 in der neu erbauten Starlighthalle (heute: „Starlight Express“ Theater) in Bochum Premiere feierte, läuft indes im 28. Produktionsjahr und ist damit das weltweit erfolgsreichste Musical an einem Standort.
Der Vortrag thematisiert die Hintergründe und Indikatoren dieses einzigartigen Erfolgs, stellt Bezüge zur neueren deutschen Musicalgeschichte her, fokussiert inszenatorisch-produktionsästhetische Fragestellungen ebenso wie die (regional-)spezifischen Rezeptionsbedingungen der Bochumer „Starlight Express“-Produktion und diskutiert zudem zahlreiche Experten-, Publikums- und Fan-Meinungen.



11.30 Uhr Vortrag
Zwei Musicals – zwei Welten, oder: Stardreams vs. Starlight
Referent: Klaus Baberg
Musicalkenner, Gründungsmitglied der Freunde und Förderer des Deutschen Musicalarchivs

Nach dem sensationellen Erfolg der Friedrich Kurz-Produktion des Andrew Lloyd Webber Musicals „Cats“ 1986 in Hamburg, wollten auch andere Städte an dem sich am Horizont abzeichnenden Musicalboom teilhaben. Schon im gleichen Jahr der „Cats“-Premiere in der Hansestadt sicherten sich Bochums Stadtväter die Zusage, „Starlight Express“, nach London und New York und einer eher unglücklichen Tournee in Japan und Australien, im Ruhrgebiet als deutschsprachige Erstaufführung zu zeigen. Diese Pläne stießen in der Theaterszene im Ruhrpott auf heftige Kritik und Gegenwehr. „Stardreams“ hieß das Projekt des freien Theaterregisseurs Willi Thomczyk, welches als erstes „Ruhrpott-Musikal“ dem Rollschuhspektakel künstlerisch Paroli bieten sollte.
Der Vortrag berichtet über dieses „Musikal“, welches letztlich unter dem Titel „Übern Jordan“ 1988 in den Herner Flottmann Hallen seine Uraufführung erlebte.

12.30 – 13.00 Uhr      Kaffeepause

13.00 Uhr Vortrag
Hamburg wird Musicalmetropole
Referent: Prof. Norbert Aust
Geschäftsführer Schmidts Tivoli, Hamburg

Der Vortrag beleuchtet die langfristigen Auswirkungen der großen Musicalproduktionen auf die Stadt Hamburg. Bis auf die Auseinandersetzungen um den Bau der Neuen Flora überwiegen die positiven Aspekte: entscheidende Auswirkungen auf das Hamburger Kultur- und Wirtschaftsleben, auf die Außenwahrnehmung der Stadt durch eine modernisierte Imagebildung und auf bestimmte innerstädtische Entwicklungen. Auch in diesem Sinne war „Cats“ (und die Folgen) eine Erfolgsgeschichte.


14.00 Uhr                  Ende der Veranstaltung